Archiv für die Kategorie Madrid im Winter bis Sommer 2010/2011
Nur eine Kleinigkeit, aber weil das nicht nur bei mir zu einem kleinen Lachanfall geführt hat, will ich das hier verewigen. Wer wenigstens mal einige Tage öfter im Stadtzentrum an und um die Sol herum war, wird wissen, auf was es anspielt.
(Für alle anderen: Hier laufen fast immer viele Leute herum um schreien die ganze Zeit „Compro Oro, Oro, Oro!!!” („Ich kaufe Gold, …”). Mit dem Goldankauf kann man hier offenbar gute Geschäfte machen. (Wahrscheinlich besonders mit den vielen Immigranten, die fast nix, aber vielleicht doch wenigstens einige Ringe oder sonstigen Schmuck haben.) Jedenfalls sind diese Rufe hier äußerst… präsent, massiv, allgegenwärtig, penetrant, … „Compro Oro, Oro, Oro…” kommt schon fast in meinen Träumen vor 😉 — Und genau das hat hier offenbar ein Künstler parodiert.)
Donnerstag, 20. Januar 2011 | Abgelegt unter
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Vor einigen Tagen unterhielt ich mich in einer Bar mit einem Spanier auch einige Zeit lang auf Englisch. Auf seinen Wunsch, denn er wollte dies üben. Dabei ist mir wieder mal aufgefallen, wie unfassbar schlecht doch die Fremdsprachenkenntnisse sehr vieler (der meisten?) Spanier sind. Ich habe zum Beispiel gut anderthalb Minuten und mehrere Rückfragen und Umschreibungen gebraucht, um das Wort „job” zu verstehen, dass gesprochen von ihm sich so ungefähr wie „thjup” (mit deutscher Aussprache) anhörte. So schlimm war zwar natürlich nicht alles, aber es war auf gewisse Weise schon recht anstrengend… Das war auch nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte.
Er arbeitete übrigens in einer großen Bank. Was ich ihm dem Gesprächsinhalt und Rückfragen nach auch abnehme. Es passt auch wunderbar in mein Bild. Im Juni letzen Jahres war ich hier in einer großen Filiale der Deutschen Bank. Da ich die Bankfachbegriffe auf Spanisch nicht konnte, frage ich nach jemandem, der Englisch sprechen konnte. Ich dachte eigentlich, das wäre keine besondere Anforderung. Es hat drei bis fünf Minuten gedauert, während ein Mitarbeiter gerätselt und ungefähr ein Dutzend Leute gefragt hat, und dann endlich aus einem Büro jemanden auftreiben konnte, mit dem ich halbwegs sprechen konnte.
Am gleichen Abend habe ich mich auch mit einer Spanierin unterhalten, die mir einen schon länger gehegten Verdacht bestätigte: Dass Fremdsprachunterricht in Spanien erst einige Zeit nach der Transición (dem Übergang von der Franco-Diktatur zur parlamentarischen Demokratie) eingeführt wurde. Also gegen Mitte der 1980er Jahre. Das heißt, dass nur die maximal 30 Jahre alten Spanier Fremdsprachunterricht in der Schule hatten (beziehungsweise diejenigen, die frühestens um 1985 bzw. 1990 herum in die Schule gingen). Ausnahmen davon sind natürlich diejenigen Spanier, die im Tourismusgewerbe arbeiten und schon früher Sprachkurse machten. Das erklärt einiges.
<satire>Wenn man also bereits komplexe Sachverhalte wie „good” und „well” auseinanderhalten kann, gilt man hier bereits als englischer Muttersprachler. Ich sollte mal an einigen Stellen meine Profile ändern…</satire>
Montag, 17. Januar 2011 | Abgelegt unter
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Die Verkehrsmittel für den öffentlichen Personennahverkehr sind hier die gleichen wie in Deutschland. Für den Fernverkehr gibt es aber nicht nur Flugzeuge und Eisenbahnen, sondern auch Fernbusse.
Diese Gattung des Fernverkehrs hatte ich anfangs überhaupt nicht im Sinn, als ich mich nach Reisemöglichkeiten von Madrid aus informierte. Während in Spanien (und angeblich auch in Italien) dieses Verkehrsmittel stark genutzt wird, ist es mir in Deutschland praktisch unbekannt. Die einzigen Fernbusfahrten, die ich dort unternahm, waren „Spezialfahrten” zu bestimmten Zielen wie Freizeitparks.
Nachdem ich vorhin einen Artikel über ein Interview mit dem Verkehrsminister auf Spiegel Online gelesen habe, weiß ich jetzt auch, wieso: Die Einrichtung von Fernbuslinien ist in Deutschland praktisch verboten! „Praktisch” heißt in diesem Fall laut dem Artikel Fernbuslinie in der Wikipedia, dass Fernbuslinien nicht in Konkurrenz zum Schienenverkehr stehen dürfen. Wenn also in einer Gegend wenigstens ein Bahnhof alle zwei Stunden einen Zug begrüßt, darf dort keine Fernverkehrsbuslinie halten. (Daraus folgt unmittelbar: Keine Konkurrenz!)
Jetzt ist mir auch klar, weswegen die Deutsche Bahn in einigen Gegenden selbst Buslinien betreibt: Die wollen keinesfalls Konkurrenz entstehen lassen, die dazu führen könnte, dass Unternehmen heranwachsen, die irgendwann politischen Druck zur Aufhebung des Verbotes erzeugen könnten.
Wobei ich die Argumente mit den verstopften Autobahnen ja durchaus verstehe, unter denen Fernverkehrsbusse auch zu leiden hätten. Warum das in anderen Ländern funktioniert beziehungsweise zu funktionieren scheint, weiß ich nicht.
Ich finde es hier jedenfalls sehr gut, noch etwas zwischen Zügen und Flugzeugen zu haben. Alleine, weil Zugfahrten hier sehr teuer sind. (Gut, in Deutschland vielleicht auch…) So teuer sogar, dass ich bei meiner Reiseplanung festgestellt habe, dass es in jedem einzelnen Fall deutlich teurer wäre, nicht mit dem Flugzeug zum Ziel zu reisen (dabei liegt Madrid schon mitten im Land!) — und Billigflieger habe ich mir noch gar nicht angeschaut! Busfernreisen werde ich hier jedenfalls die nächsten Monate sicherlich noch einige unternehmen.
Der Umgang mit der Zeit ist hier anders als in Deutschland. Damit meine ich nicht nur die Unterschiede zwischen „deutscher” und „spanischer” Pünktlichkeit. („Wir treffen uns um fünf” heißt in Deutschland „wir treffen uns um fünf, und wenn ich 30 Minuten vorher merke, dass ich fünf Minuten später kommen werde, rufe ich schon mal an und entschuldige mich”; „wir treffen uns um fünf” heißt hier „wir treffen uns wahrscheinlich, falls nicht wenigstens etwas halb-wichtiges dazwischen kommt, zwischen Viertel nach fünf und kurz vor sechs.”) Sondern auch den anderen Umgang mit der Zeit in weiteren Situationen.
Generell kommt mir die Zeit hier viel „dynamischer” und „flexibler” vor. Nicht so „hart” und „final” wie bei uns. Darüber werde ich demnächst einige Beiträge verfassen.
Ein erstes Beispiel dafür sind die Busfahrpläne, die jedoch ein Deutscher kaum als „Fahrplan” bezeichnen würde. Auf ihnen findet man keine Abfahrtzeiten. Nur die Information des Taktes am Morgen, Mittag und Abend. Man stellt sich also an einer Haltestelle an und wartet, bis irgendwann ein Bus kommt. Das Konzept „Unpünktlichkeit” gibt es so überhaupt nicht. Ein Bus kommt einfach „irgendwann demnächst”. Und zwar nie unpünktlich. 😉
Samstag, 15. Januar 2011 | Abgelegt unter
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Es gibt einige Wörter im Spanischen, die ihre Bedeutung durch die Akzentsetzung verändern. Das ist erst einmal eigentlich nichts neues; schließlich bekommt man relativ schnell beigebracht, dass Frage- und Ausrufewörter mit Akzent geschrieben werden. Sieht man also ein Frage- oder Ausrufezeichen, schreibt man halt qué statt que, cómo statt como, quién statt quien, usw.
Beachtet man dies nicht, bemerkt ein Muttersprachler zwar den Fehler, weiß aber auch sofort, was eigentlich gemeint war. Es gibt aber auch einige Wörter, die im Prinzip gleich geschrieben werden, aber mit einem Akzent eine völlig andere Bedeutung bekommen. Was durchaus lustig sein kann. (Naja, je nach Standpunkt…) Einige Beispiele:
Was man geschrieben hat |
Was man geglaubt hat zu schreiben |
Was man geschrieben hat |
¡Quiero posó! |
Ich will Ruhe! |
Ich will Haarschmuck! |
Mi papa me recogeré despúes. |
Mein Vater holt mich nachher ab. |
Mein Papst holt mich nachher ab. |
Allí esta mi pate. |
Da ist mein Taufpate. |
Da ist meine Leberpastete. |
Mi mama va de compras muchos veces. |
Meine Mutter geht oft einkaufen. |
Meine (weibliche) Brust geht oft einkaufen. |
¡Delante se oculta un húmero! |
Da vorne versteckt sich ein Fuchs! |
Da vorne versteckt sich ein Oberarmknochen! |
Colon descubrió América otra vez. |
Kolumbus entdeckte Amerika wieder. |
Der Grimmdarm entdeckte Amerika wieder. |
Um mir darüber einen Überblick zu verschaffen, habe ich mir vorhin ein kleines Perl-Skript geschrieben, dass mir aus einer Wörterbuchdatei alle gleich geschriebenen Wörter ohne Berücksichtigung der Akzente ausgibt.
Das Ergebnis kann hier als ODS-Datei (OpenOffice Tabelle) betrachtet werden. (Ja.… ich hab’ jetzt keine Zeit mehr dazu, den Inhalt hier schön ins Blog einzufügen.)
Sonntag, 09. Januar 2011 | Abgelegt unter
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Sprache lernen ist wie Schwimmen lernen.
(Ursprungstweet)
Montag, 03. Januar 2011 | Abgelegt unter
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