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Das Ausgehen in die allgegenwärtigen Bars und Restaurants gehört in Spanien zum Alltag. Das ist auch gerade deshalb möglich, weil Bar-Besuche und „normale” Getränke und Speisen dort in der Regel nicht teuer sind. Gerade in Regionen mit vielen Touristen gibt es jedoch viele Touristenfallen, die teuer und / oder schlecht sind. Im Laufe der Zeit habe ich ein Auge dafür bekommen, welche Eigenschaften auf eine gute Bar hinweisen. Diese haben mir besonders in den letzten Monaten stark geholfen. Sie sind natürlich ohne Gewähr für den konkreten Einzelfall.
- Je dreckiger es unter dem Tisch ist, desto besser. Ja, das hört sich erst mal komisch an. In den „typischen” gute, spanischen Bars ist das aber fast immer der Fall gewesen. In den Touristenfallen ist hingegen immer alles sehr sauber.
- Es kann ein schlechtes Zeichen sein, wenn man große Werbung für Paella entdeckt. Paella stammt aus Valencia und wird primär dort gegessen. (Für diese Region gilt dieser Hinweis also natürlich nicht.) Große Hinweisschilder für Paella sind meiner Erfahrung nach ein gutes Zeichen für (Tiefkühl-) Touristengerichte. Ich habe sie auch praktisch immer nur in Touristenhochburgen gesehen. (In Valencia war ich bisher noch nicht.)
- Vorsicht vor gedeckten Tischen. Wenn ein Tisch bereits fertig gedeckt ist, wird oft eine Pauschale für das Gedeck berechnet (1−2 Euro, auf den Begriff cubierto in der Speisekarte achten.)
- Wenn man nur eine Kleinigkeit essen will, sollte es in der Bar eine Bar geben. Dort gibt es in der Regel auch typische und günstige Gerichte wie Bocadillos, Tortillas oder Tapas. Oft kann man dort auch die Menge wählen. Also etwa eine „Tortilla Española” als „Tapa” (wenig auf einem kleinen Teller, dafür sehr günstig), „1/2 Ración” (mittlerer Teller) oder Ración (viel!) bestellen.
Zusätzlich sollte man natürlich noch auf allgemeine Eigenschaften achten; etwa, dass ein Restaurant wahrscheinlich nicht so gut ist, wenn die Speisekarte sehr umfangreich ist (was oft auf Tiefkühlgerichte hinausläuft). Wenn mir noch weiteres dazu einfallen sollte, werde ich diesen Beitrag aktualisieren. Wenn dir dazu etwas einfällt, schreibe es doch gleich als Kommentar dazu.
Sonntag, 10. Juli 2011 | Abgelegt unter
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Menschliche Arbeit ist hier relativ billig. Das Wort „Wirtschaftskrise” ist seit Jahren in aller Munde und zudem gibt es in Madrid sehr viele Immigranten aus Süd- und Mittelamerika. Über billige Arbeitskräfte zur Müllsortierung habe ich schon geschrieben. Weitere Beispiele: Eine große Lotto-Gesellschaft hat hier an jeder fünften Straßenecke ein Verkaufshäuschen, in dem sich die Verkäufer nach meiner Beobachtung meistens langweilen. Parkarbeiter für Gartenarbeit sehe ich meist „im Rudel” und oft bei der Pause. Arbeit für wahrscheinlich tausende bieten auch Gas‑, Energie- und Wasserunternehmen: In meiner Wohnung kommt fast jeden Monat jemand vorbei, um genau einen Zählerstand abzulesen. Später kommt dann jemand anderes, um einen anderen Zählerstand abzulesen. ?!
Es kommt mir mittlerweile so vor, dass eine höhere Produktivität nicht wirklich angestrebt wird, weil man dann nicht weiß, was man mit den vielen Menschen machen soll.
Die Demonstranten fühlen sich von den Parteien nicht ernst genommen. Um einen Eindruck von den inhaltsreichen Auseinandersetzungen der letzten Wochen zu bekommen, dokumentiere ich hier gefühlt 80% aller Wahlplakate, die derzeit im Kernbereich Madrids aushängen.
Wahlplakate für die linke PSOE. Links: „Die Regierung deiner Straße” / Rechts: „Der Präsident [der kleinen Leute | der normalen Menschen | des breiten Volkes]”
Plakat für die rechte PP mit der Spitzenkandidatin für die Präsidentschaft der Comunidad Madrid, die auch aktuell die Amtsinhaberin ist. (Im Original vermutlich ohne Schnurrbart.) „Ganz Spanien erwartete einen Wechsel. Wir beginnen am 22. Mai” (In Fett ist ihr Name gedruckt.)
Das mit Abstand substanzvollste Wahlplakat — allerdings nur mit Haue auf den politischen Gegner ohne direkte eigene Aussage. Plakat der rechten PP im Stile eines Plakats der linken PSOE mit dem Spanischen Regierungschef Zapatero und dem lokalen Spitzenkandidaten und dem Text „5 Millionen Arbeitslose”.
Das war es im Prinzip. Gut, in Deutschland kenne ich aus den letzten Jahren auch primär solche Plakate. Die politische Auseinandersetzung in weiteren Medien besteht übrigens zu einem bedeutenden Anteil aus gegenseitigen Anschuldigungen. (Worüber in der kommenden Plakatschau auch noch etwas zu sehen sein wird.) In diesem Klima, das nach einer Bekannten hier schon Jahre andauern würde, überrascht es nicht, dass sich viele von solchen Parteien keine Lösungen mehr versprechen.
Samstag, 21. Mai 2011 | Abgelegt unter
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Die Demonstranten haben von Anfang an angekündigt, die „Belagerung” der Sol bis zu dem Wahlsonntag aufrecht erhalten zu wollen. Die Lokalregierung hält dies für illegal, hat die Polizei aber bislang zurückgehalten, wenn man von einem Räumungsversuch am Dienstag abend absieht.
Am Donnerstag abend wurde eine Entscheidung des — sinngemäß übersetzt — Wahlkommitees bekannt, nachdem die Demonstrationen am Samstag und Sonntag nicht stattfinden dürfen. Dazu muss man als Hintergrund sagen, dass das spanische Wahlrecht vorsieht, dass weder am Wahltag selbst als auch einen Tag davor politische Veranstaltungen stattfinden dürfen. Es gibt dafür den schönen Ausdruck der „Tag der Reflexion”.
Doch spät am Freitag sind deutlich mehr Menschen auf der Sol gewesen als die beiden Tage zuvor. Kurz vor Mitternacht war auch in den vielen Straßen, die zur Sol führen, kaum noch ein Durchkommen möglich. Nach ersten Schätzungen waren gegen Mitternacht knapp 20.000 28.000 Menschen (nach neueren Schätzungen vom Samstag) auf und um die Sol herum versammelt, die sich damit dem Verbot widersetzten. Die Polizei verhielt sich zurückhaltend wie die Tage zuvor. Allerdings wüsste ich auch nicht, wie die Polizei eine Versammlung dieser Größe auflösen sollte.
Die Demonstranten skandierten insbesondere um Mitternacht herum öfter als sonst. An vielen Orten mittendrin hat es Kleinkunstaufführungen gegeben, die ausgibig beklatscht wurden. Ab halb zwei herum ist es auf der Sol etwas „luftiger” geworden. Viele Demonstranten haben sich auf die angrenzenden Plätze und Straßen verteilt. (Folgendes Bild zeigt einen etwas weiter entfernten Platz.)
In ganz Spanien waren laut der aktuellen „Twitterlage” erneut mehrere hunderttausend Menschen auf der Straße. Aus Barcelona werden 45.000 Teilnehmer gemeldet — aber bisher habe ich dafür keine offizielle Quelle gefunden.
Für den Erfolg der Demonstranten wird das nun beginnende Wochenende entscheidend sein. Sollten die Proteste nach dem Wahlsonntag abflauen, werden sie wahrscheinlich nur als Randnotiz in Erinnerung bleiben und könnten nach meiner Einschätzung bei vielen jungen Menschen zu einer weiteren Demoralisierung führen. Was wir auch in Deutschland merken könnten — wie ich schon in früheren Beiträgen schrieb, besteht besonders bei den besser qualifizierten Jugendlichen eine sehr hohe Auswanderungsbereitschaft — besonders stark nach Deutschland. Spannend wird auch sein, ob die Polizei im Laufe des Wochenendes doch noch den Befehl zur Räumung bekommen wird.
Samstag, 21. Mai 2011 | Abgelegt unter
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Die aktuelle Bewegung bezeichnet sich mittlerweile selbst als Revolution, was sich zum Beispiel in dem populären und auch auf der Sol propagierten Twitter-Schlagwort #spanishrevolution zeigt. Aktuell halte ich das (noch?) für übertrieben. Viele junge Menschen sind zwar wütend, aber nach meiner Einschätzung überwiegt sowohl bei den Leuten, die ich kenne, als auch bei vielen Demonstranten, die nicht ständig Reden schwingen, eine gewisse Resignation und ein… hm… nennen wir es „fatalistischer Realismus”.
Bedenken muss man auch, dass es die letzten Tage auf der Sol zwar fast immer sehr voll gewesen ist, aber das der Platz sooo groß auch nicht ist, als dass man dafür zehntausende Menschen bräuchte. Auch fällt auf, dass in der Relation zu der Anzahl an Studenten sich nur relativ wenige an den Protesten beteiligen. Zum Vergleich: Es gibt in Madrid 19 Universitäten; alleine die Universidad de Complutense (die größte hier) hat knapp 85.000 Studenten. Insgesamt sind nach einem Überschlag von mir und ohne Berücksichtigung der Fernuniversitäten ungefähr 253.000 Studenten eingeschrieben. Dagegen wirken die paar Demonstranten nicht mehr so viel. Insbesondere, da ja nicht nur Studenten protestieren, sondern auch andere Jugendliche.
Ich will das nicht kleinreden, aber nach einem gewaltigen Massenaufstand sieht das für mich gerade nicht aus. Ich habe in Deutschland schon öfters Demonstrationen in dieser Größe erlebt. Neu ist mir allerdings, dass relativ viele Demonstranten so engagiert sind, einen längeren Atem haben, und die Demonstrationen sich nicht nur auf einen Ort beschränken. Die Liste der Orte mit Demonstrationen nach Angaben der Initiative Toma la plaza ist beeindruckend lang; auch in Berlin soll es eine kleine Demonstration geben (gegeben haben?).
Der Zeitpunkt der Proteste könnte sich noch als Problem erweisen. Speziell in Madrid ist es so, dass sehr viele Menschen — insbesondere Studenten — die Stadt ab Ende Juni verlassen und erst im September wiederkommen. Semester gibt es hier nicht, man zählt in akademischen Jahren. Es gibt keine Pause zwischen dem, was in Deutschland als Wintersemester und Sommersemester bezeichnet wird; dafür findet während des Hochsommers praktisch nichts an Universitäten statt. Zudem ist es gerade in Madrid bedingt seine hohe Lage und mangels Wasser im Hochsommer unerträglich heiß. In dieser Zeit ziehen viele junge Menschen zu ihren Eltern auf das Land oder an die Küste. Das sieht man auch daran, dass hier gerade im Juli und August extrem viele Wohnungen frei sind. Ich habe schon öfters Anzeigen für Angebote im Juli und August gelesen im Stil „Miete für zwei Monate, zahle für einen”. Zwar beschränken sich die Proteste nicht auf Madrid, aber wie auch die nationalen Medien schreiben, befindet sich hier ihr „Fokuspunkt” — der organisatorisch nach einer Umfrage von El País zudem überwiegend von Studenten gestemmt wird.
Aber, um auf das Titelbild dieses Beitrages zurückzukommen: Ich habe in Dokumentationen über die Wendezeit oft Aussprüche der Art „Jetzt ist alles möglich!” gehört. Falls die Proteste in dieser Form noch deutlich über die nächste Woche hinausgehen sollten, könnte es durchaus zu Veränderungen kommen — wenn auch nicht unmittelbar. Diskussionen haben in dieser Woche auch in den Medien begonnen, allerdings hören sich die Aussagen der meisten Politiker für mich bisher relativ „hohl” an. In wie weit sich „neue” Politiker mit den existierenden Zwängen auseinandersetzen und es anstelle von Verwalten mit Regieren (wir erinnern uns: lat. regere: lenken, leiten. Also genau das, was zum Beispiel Merkel auch nicht macht.) versuchen würden, bleibt eine offene Frage. Aber vielleicht erscheint vielen Spaniern nach dieser Woche vieles nicht mehr zwingend… „alternativlos”.
Freitag, 20. Mai 2011 | Abgelegt unter
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Dieser Beitrag enthält eine Sammlung von Plakaten, Transparenten und Aushängen von Donnerstag Abend. Ich möchte mich für die von mir ungewohnt schlechte Qualität entschuldigen; wer es noch nicht weiß: Meine DSLR ist Schrott und ich habe gerade nur noch eine iPhone-Kamera, auf die meine lichtstarken Festbrennweiten nicht passen… 🙁 Gerade jetzt… *heul*
„Früher nannten sie es Diktatur, heute nennen sie es Demoktratie, aber niemand hört uns!”
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Freitag, 20. Mai 2011 | Abgelegt unter
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