Ich habe mich kürzlich mit einer Person, die auch als Dolmetscherin für Spanisch, Deutsch und Englisch arbeitet, unterhalten. Dabei ging es auch um eine Besonderheit der deutschen Sprache, die es erschwert, aus dem Deutschen möglichst simultan ins Spanische oder Englische zu übersetzen: Der Position des Verbs.
Es gibt im Deutschen viele Satzkonstruktionen, bei denen das Verb erst ganz am Ende, nach einer langen Aufzählung, Einschüben (egal, wie wichtig sie auch sein mögen) oder anderen Anmerkungen nach langer Zeit endlich kommt. Und was sich Dolmetscher dann alles merken dürfen, da man im Spanischen und Englischen das Verb in der Regel relativ weit vorne, also vor allen anderen Informationen, die in dem Satz im Deutschen relativ weit vorne stehen, braucht.
Irgendwo im Web (ist schon lange her, daher habe ich jetzt keine Quelle mehr :-/) laß ich mal, dass dieses Phänomen auch damit zu tun haben könnte, dass sich Deutsche oft ausreden lassen und besonders Spanier und Italiener sich schnell ins Wort fallen. (Wie es hierbei mit den Engländern aussieht, weiß ich nicht.) Denn im Deutschen kann man oft nicht wirklich reinreden, wenn die Satzaussage so lange auf sich warten lässt. Im Spanischen ist die Aussage relativ schnell klar, sie kann mit zunehmender Länge des Satzes zwar präzisiert, aber kaum noch umgedreht werden. Interessante Theorie…
Nur eine Kleinigkeit, aber weil das nicht nur bei mir zu einem kleinen Lachanfall geführt hat, will ich das hier verewigen. Wer wenigstens mal einige Tage öfter im Stadtzentrum an und um die Sol herum war, wird wissen, auf was es anspielt.
(Für alle anderen: Hier laufen fast immer viele Leute herum um schreien die ganze Zeit „Compro Oro, Oro, Oro!!!” („Ich kaufe Gold, …”). Mit dem Goldankauf kann man hier offenbar gute Geschäfte machen. (Wahrscheinlich besonders mit den vielen Immigranten, die fast nix, aber vielleicht doch wenigstens einige Ringe oder sonstigen Schmuck haben.) Jedenfalls sind diese Rufe hier äußerst… präsent, massiv, allgegenwärtig, penetrant, … „Compro Oro, Oro, Oro…” kommt schon fast in meinen Träumen vor 😉 — Und genau das hat hier offenbar ein Künstler parodiert.)
Ich studiere Informatik an der TU Darmstadt und lebte von November 2010 bis Juni 2011 in Madrid. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen und Anmerkungen über Sprache, Land, Stadt und Kultur.