Menschliche Arbeit ist hier relativ billig. Das Wort „Wirtschaftskrise” ist seit Jahren in aller Munde und zudem gibt es in Madrid sehr viele Immigranten aus Süd- und Mittelamerika. Über billige Arbeitskräfte zur Müllsortierung habe ich schon geschrieben. Weitere Beispiele: Eine große Lotto-Gesellschaft hat hier an jeder fünften Straßenecke ein Verkaufshäuschen, in dem sich die Verkäufer nach meiner Beobachtung meistens langweilen. Parkarbeiter für Gartenarbeit sehe ich meist „im Rudel” und oft bei der Pause. Arbeit für wahrscheinlich tausende bieten auch Gas‑, Energie- und Wasserunternehmen: In meiner Wohnung kommt fast jeden Monat jemand vorbei, um genau einen Zählerstand abzulesen. Später kommt dann jemand anderes, um einen anderen Zählerstand abzulesen. ?!
Es kommt mir mittlerweile so vor, dass eine höhere Produktivität nicht wirklich angestrebt wird, weil man dann nicht weiß, was man mit den vielen Menschen machen soll.
Zwei Polizisten an einer Ampel. Einer will bei rot rüber, der andere hält ihn zurück: „Ein Kind!” Der andere: „Mist!”
(Ursprungstweet)
Montag, 09. Mai 2011 | Abgelegt unter
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Wie in anderen Metropolen gibt es auch in Madrid viele Bettler. Dabei finde ich es auffällig, wie „aktiv” viele davon hier sind. Man sieht zwar auch immer wieder welche, die nur am Straßenrand sitzen, aber auch oft welche, die mit Hilfe ihrer künstlerischen Fähigkeiten betteln.
So passt hier zum Beispiel Betteln und Metro-Fahren oft zusammen. Jemand steigt mit einer Gitarre, einer Mundharmonika, einem kleinen Keyboard, einem Lautsprecher und Mikrophon, einer Geige oder einem anderen Instrument in einen Metro-Waggon ein, spielt bis kurz vor der nächsten oder übernächsten Station, läuft den Waggon dann ab und hält jedem Passagier seinen Becher hin.
Musikalische Darbietungen findet man oft auch in den Gängen der Metro-Stationen. Die „Laufzeit” zu den Gleisen wird dann mit klassischen oder modernen Stücken versüßt. Manche Bettler fahren sogar einiges an Technik auf; mit Boxen, Mixer, und Keyboard mit eingespeicherten Hintergrundrhythmen kann man sich manchmal schon wie auf einem Talentwettbewerb vorkommen.
Das Betteln scheint sich oft zu lohnen — ich habe gehört, dass sie an einem Arbeitstag 40–50 Euro verdienen können. Ohne es belegen zu können halte ich das für realistisch, da ich sehe, dass besonders Seniorinnen praktisch immer einige Münzen spenden.
Sonntag, 10. April 2011 | Abgelegt unter
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Die Arbeitslosigkeit im Allgemeinen und die Jugendarbeitslosigkeit (bis 25 Jahre) im Speziellen ist seit Jahren ein großes Problem in Spanien. Ein sehr großes Problem. Wenn mir jemand im Gespräch sagt, er mache etwas anderes als ein Praktikum oder eine Aushilfsstelle, fällt mir das schon auf.
Halbstaatliche Organisation scheinen laut einer Bekannten ungeachtet den Nutzens möglichst viele Praktikanten einzustellen, die zwar die meiste Zeit dann nicht wissen, was sie machen sollen, aber wenigstens „Arbeit” haben. Auf dem Papier jedenfalls. Eine andere, die sich hier nach einer Stelle umschaut, berichtete von Erlebnissen wie folgendem: „Um 8 Uhr wird in einem Online-Stellenportal eine Stelle annonciert und um 10 Uhr sieht man, dass sich über das System schon knapp 2.000 / 4.000 Leute mit ihren Unterlagen dort beworben haben.” (Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, ob von 2.000 oder 4.000 Bewerbern die Rede war. Aber egal, das spielt dann eigentlich auch keine Rolle mehr…)
Nach den aktuellen Zahlen von Eurostat ist Spanien Rekordmeister in den Disziplinen allgemeine Arbeitslosigkeit mit 20,5% und Jugendarbeitslosigkeit mit 43,5%. Und diese Zahlen geben aufgrund verzerrender Faktoren wie üblich nur eine untere Schranke an.
Dann versteht man auch, dass es hier wie im ganzen Land sehr häufig Demonstrationen und weitere Aktionen besonders von jungen Menschen gibt. Das (im doppelten Sinne) linke Flugblatt, dass seit einigen Tagen hier öfters zu sehen ist, ist eines von vielen, welche die Schizophrenie unserer Gesellschaft schön darstellen. Oben steht übersetzt „Gegen das Prekariat in den Hörsälen — Wir wollen Stipendien und keine Hypotheken!” und unten „Wir retten die Banken, wir zerstören die Bildung.”
Eine „vorerst befristete” (wir kennen das ja aus unserer Geschichte) Lösung für immer mehr junge Menschen ist die Auswanderung — besonders nach Deutschland. Merkel hat bei ihrem Madrid-Besuch im Februar besonders für junge und qualifizierte Arbeitslose deren Einwanderung nach Deutschland vorgeschlagen. Der lokalen Presse nach zu Urteilen wurde dies auch von der Regierung stark begrüßt. Ich habe sogar schon mindestens zwei Ankündigungen von Informationsabenden für Auswanderungswillige nach Deutschland gesehen. Zwei Bekannte von mir wollen auch schon den Sommer nach Deutschland für Praktika mit Stellenaussicht — es gäbe da „unglaublich viel”.
Donnerstag, 07. April 2011 | Abgelegt unter
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Mädchengruppe untereinander in der Metro, offenbar kurz auf mich bezogen: „Wo verwendet man denn Stofftaschen?” — „In Deutschland.” #klischeeerfüllt
(Ursprungstweet)
Mittwoch, 09. März 2011 | Abgelegt unter
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Naja, die Städte in Deutschland sind sicherlich nicht am Sinken. Aber letzte Woche ist mir bewusst geworden, dass man in Madrid sehr viele alte Menschen sieht. Ich bin schon in Busse gestiegen, die auf einer Kaffeefahrt hätten unterwegs sein können.
In Deutschland scheinen sich Rentner eher in Dörfern und kleinen Städten in Randlagen an Ballungszentren niederzulassen. (Das ist jedenfalls mein Eindruck.) In (Groß-) Städten scheinen mir Rentner nicht so stark vertreten zu sein. Aber vielleicht bewege ich mich da auch nur in den falschen Stadtteilen…
Allerdings passt die Beobachtung auf die Tatsache, dass in Spanien (wie den meisten südlichen EU-Ländern) die (Groß-) Familie noch einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland hat. Vielleicht gilt es daher als normal, dass die Eltern den Kindern in die Großstadt nachziehen.
Montag, 07. März 2011 | Abgelegt unter
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