Archiv für die Kategorie Land und Leute
Implizite Gesetze 1: Warteschlangen an Bussen
Das Verhalten der Fahrgäste beim Einsteigen ist hier anders als in Deutschland. (Zumindest kenne ich es so nicht bei uns.)
In die Busse darf man nur vorne einsteigen, da man beim Fahrer eine Fahrkarte kaufen oder seine Tages-/Monats-/Sonstwas-Karte in ein Lesegerät stecken muss, dass bei einer gültigen Fahrkarte einen Piepston von sich gibt. So weit, so gut. Das ist in Deutschland ja oft auch so; in Darmstadt zum Beispiel im Regionalverkehr zu später Stunde.
Aber in Deutschland stellt man sich normalerweise „ohne Ordnung” an eine Haltestelle. Hier nicht: Der erste stellt sich ziemlich genau an das Ende der Haltestelle, an der die vordere Tür zum Einsteigen halten wird. Der nächste stellt sich nebendran. Die nächsten ebenso. Ohne, dass jemand ‚was sagt, stellen sich die Leute automatisch in eine Schlange entlang der Bushaltestelle und steigen in genau dieser Reihenfolge vorne in den Bus ein.
Das System gefällt mir. Es ist so… entspannt. Es gibt kein Drängeln beim Einsteigen. Kein Durcheinander. Diszipliniert steigen die Leute in fester Reihenfolge ein und gehen meist auch so weit wie es geht durch den Bus, damit vorne Platz für die nachfolgenden Leute bleibt. Warum macht man das bei uns nicht so?
Kleingeld für leidende Großkonzerne
Ich habe es jetzt eben schon das zweite Mal gesehen, dass ein Kunde an der Kasse keine Münzen als Rückgeld haben wollte. Im Carrefour!? Ja, bekommen die Kassierer hier wirklich „Trinkgeld” (?!) oder sind hier etliche Menschen so… naiv und glauben einen Großkonzern mit Kleingeld unterstützen zu müssen? Kurios!
Aktualisierung 21. Januar 2011: Wie ich mittlerweile feststellen konnte, ist der Umgang mit Kleingeld hier generell relativ locker. Was auch in die andere Richtung funktioniert: Neulich habe ich 3,98€ mit einem 5€-Schein bezahlt und nur 1€ Rückgeld bekommen, weil angeblich nicht mehr so viel Kleingeld da wäre. Zwei Kunden vorher haben auch etwas „überbezahlt”, aber es hat niemanden gestört. (Und mich eigentlich auch nicht. Aber in Deutschland fände ich das schon komisch…)
Öffentlicher Raum ist wichtig
Mir ist gerade aufgefallen, dass es hier von öffentlichem Raum, der zur Begegnung und Geselligkeit einlädt, geradezu wimmelt. Besonders im Gegensatz zu Deutschland.
Hier gibt es überall eine _deutlich_ höhere Dichte an Bänken und Tischen. Zudem sind sehr viele Bänke gegenüber angeordnet beziehungsweise um einen Tisch herum, so dass man dort gemütlich plaudern kann. Im Gegensatz dazu gibt es in Darmstadt sogar „öffentliche Stühle” beziehungsweise „Bänke mit einem Sitzplatz”. (Wenn auch sehr selten, unter anderem in dem kleinen Park an dem Mahnmal der kaputten Kirche in der Nähe vom Cafė Chaos.) Das ist das andere Extrem.
Das passt auch gut zu der Information, dass die Bars und der öffentliche Raum damit auch das „Wohnzimmer der Spanier” seien, wie ich in einem Blog-Beitrag auf Madrid für Deutsche mal laß. Der private Raum zu Hause sei demnach deutlich verschlossener, da man auch mit guten Freunden fast alles außerhalb machte.
Wenn ich mir aber auch mal vorstelle, was es in Deutschland kosten würde, jeden Tag ein bis zweimal auswärts zu essen, verstehe ich völlig, warum die „zusätzliche Miete” für so etwas wie ein Wohnzimmer doch ganz gut angelegt ist.
Müll schafft Arbeit
Vorhin habe ich mich mit einem Mitbewohner (in „Spanglish”) unter anderem über „das typisch deutsche Phänomen” Mülltrennung unterhalten. Hier wird praktisch alles in einen Abfalleimer geworfen. Nur für Glas- und Plastikflaschen gibt es eigene Container.
Er meinte, dass besonders in Madrid die Mülltrennung ein sehr wichtiger Arbeitszweig für Immigranten und sehr arme Menschen sei. (Hierher kommen ja auch sehr viele Immigranten gerade aus dem immer noch tendentiell armen Südamerika.) Es wäre daher von (Kommunal-) Regierungsseite aus auch nicht erwünscht, die Menschen hier zur Mülltrennung zu bewegen, weil dann sehr viele nicht-qualifizierte Menschen keine Arbeit mehr bekämen.
Und dem Arbeitsmarkt geht es hier ja bekanntlich seit der Krise (das Wort „crisis” ist mir hier schon sehr häufig begegnet) sowieso ziemlich schlecht, mit mehr als doppelt so hoher Arbeitslosenquote als in Deutschland.
So kann man natürlich auch Arbeit schaffen beziehungsweise erhalten. Dabei ist mir wieder in den Sinn gekommen, dass uns die Arbeit eigentlich nicht ausgehen muss. Es ist auch nur eine Verteilungsfrage.
Die bösen Kunden Carrefours
Vorhin waren wir in einem Supermarkt von Carrefour bei Aluche. Die Leute in dem riesigen Supermarkt haben Probleme mit Rucksäcken, Handtaschen oder größeren Tüten. Am Eingang wird man aufgehalten, wenn man damit den Markt betreten will und muss diese „versiegeln” lassen. Was bedeutet, dass ein Mitarbeiter sämtliche Reißverschlüsse mit Aufklebern „zukleben”. Von einem Reißverschluss fiel die „Versiegelung” übrigens noch im Markt ab.
Was denken die sich dabei? Ich habe extra noch nachgefragt, ob es Schließfächer gäbe, aber die gibt es da nicht. Lachhaft! Völlig übertrieben und sinnlos.