Am Plaza de SOLución
Photo: Anne-Christine Karpf
Was wollen die Demonstranten der Bewegung vom 15. Mai? Wie ich in einem früheren Beitrag schon geschrieben habe, gibt es nicht ein zentrales Anliegen. Die Probleme des Landes sind vielfältig. Die spanische Zeitung El País hat die am häufigsten proklamierten Forderungen zusammengefasst. Ich übersetze die Punkte im folgenden kurz. Auf einer deutschen Nachrichtenseite habe ich dies noch nicht gesehen; falls das jemand aber schon gesehen hat, bitte ich um einen Kommentar samt Link.
- Ablehnung von als ungerecht angesehenen Gesetzen und Prozessen; unter anderem Bologna-Prozeß, Wahlgesetz, Parteiengesetz und Ausländergesetz.
- Forderung nach einer Volksabstimmung über die Staatsform zwischen einer parlamentarischen Monarchie (das ist das aktuelle Staatssystem) und einer reinen Parlamentsdemokratie.
- Reformen des Finanzssystems, unter anderem eine progressive Mehrwertsteuer, höhere Steuern für höhere Einkommen, Tobin-Steuer gegen Finanzspekulationen, Verstaatlichung von Banken.
- Stärkere Förderung und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Schaffung eines Fahrradnetzes. (Anmerkung von mir: Fahrräder werden im allgemeinen außerhalb von Touristenregionen von Spaniern fast nur als Sportinstrument wahrgenommen, kaum aber als Verkehrsmittel. Entsprechend gibt es auch außer in Touristenregionen fast keine Fahradwege oder sonstige Vorkehrungen für Fahradfahrer.)
- Reform des Arbeitsmarktes, unter anderem Abschaffung von „lebenslangen Löhnen” (?), geringere Bürokratie für Firmengründungen sowie eine Revision der Politikerbezüge zur Eindämmung von Korruption. (Anmerkung von mir: Nach zwei Aussagen von Bekannten von mir wäre die Korruption von Politikern hier nichts ungewöhnliches. Es wäre zwar nicht soooo schlimm wie anderswo, aber es würden immer wieder Skandale aufgedeckt und über etliche Politiker wäre ihre „Kaufbarkeit” bekannt.)
- Totale Trennung von kirchlichen und staatlichen Institutionen.
- Einführung direkter Demonkratie. Einführung von „Bezirksversammlungen/-räten” mit Unterstützung durch neue Medien zur besseren Partizipation.
- Verbesserung des Schutzes für prekäre Arbeitsverhältnisse und Eindämmung des Mißbrauchs von Praktika.
- Sofortige Schließung der Kernkraktwerke und verstärkte Förderung erneuerbarer Energien.
- Wieder-veröffentlichung privatisierter Unternehmen.
- Reduktion der Millitärausgaben und Schließung von Waffenfabriken
- Aufarbeitung der Franco-Zeit
Sonntag, 22. Mai 2011 |
Abgelegt unter
Bewegung 15M, Madrid im Winter bis Sommer 2010/2011
| Schagwörter: 15M
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